Stele 5 Das Tomerdinger Pfarrhaus
Dieses Pfarrhaus wurde im Jahr 1705 von der Deutschordenskommende Ulm erbaut, dem damaligen Patronatsherrn der Unteren Kirche, die Mariä Himmelfahrt geweiht ist.
Auszug aus der Beschreibung des Landesdenkmalamts vom 31. Januar 1989: „Charakteristisch für diesen sich im 18. Jahrhundert etablierenden, vor allem bei Amts- und Pfarrhäusern zu beobachtenden, repräsentativen Haustypus ist der kubische Massivbau mit Walmdach, Mitteleingang und symmetrisch angeordnete Fenstern. … Im Erdgeschoß lagen Gesinderäume, Küche und nach hinten der Stall, im Obergeschoß zur Straßenseite Wohnstube und Kammer des Pfarrers und jenseits des Mittelflures ebenso große Räume für Gäste. Im nordwestlichen Raum des Obergeschosses ist ein stuckierter Deckenspiegel mit Bild der Muttergottes erhalten. …“
Joseph Wannenmacher und das Pfarrhaus
Der in Tomerdingen geborene Barockmaler muss eine besondere Beziehung zu diesem Pfarrhaus gehabt haben. Im Band II der Matrikel schreibt der damalige Pfarrer Dr. Franz Lettenbauer: „Am 4. März 1753 feierten ihre Hochzeit im Pfarrhaus der Herr Josef Wannenmacher, Maler aus Tomerdingen, und meine Verwandte Anna Eva Luzin aus Eltmann in Franken. …“ Die Braut war eine Nichte des Pfarrers und wird wohl im Hause des Pfarrers gedient haben. Mit der Feier im Pfarrhaus konnte wohl das „Umgeld“ gespart werden, das die Dorfwirte von jedem eingeschenkten Maß Wein an die Herrschaft zu entrichten hatten.
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1760 hat Josef Wannenmacher im Wohnzimmer des Pfarrhauses ein Deckenfresko gemalt, das lange als verschollen galt. Erst 1966 wurden Spuren davon an der Decke entdeckt und 1974 freigelegt. Zu erkennen waren auf Wolkenbänken sitzend Maria und Joseph mit dem zwischen ihnen stehenden Jesuskind. Durch hier verlegte Elektroleitungen gab es viele Fehlstellen. Eine Signatur war nicht zu finden. Der Stil des Gemäldes und die verwendeten Farben lassen eine sichere Zuweisung auf Wannenmacher zu.
Da darunter die Spuren eines weiteren Gemäldes entdeckt wurden, wurden die Reste des Wannenmacherbildes abgenommen und unter Glas im oberen Hausgang aufgehängt.
Das jetzt an der Decke sichtbare erste Bild mit der Himmelskönigin Maria mit Jesuskind stammt vermutlich von Johannes Hummel, dem zur Zeit des Pfarrhausbaus in Tomerdingen amtierenden Pfleger und Bruder des damaligen elchingischen Abtes Meinrad Hummel.